Informatisches Colloquium Hamburg
Wenn nicht anders angegeben, finden die Vorträge montags um 17.15 Uhr im Informatikum, Konrad-Zuse-Hörsaal, Gebäude B, Vogt-Kölln-Str. 30, Hamburg-Stellingen statt.
23.05.2005

Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Universität Konstanz
FB Informationswissenschaft

Ambivalenzen informationeller Autonomie - wem gehören Wissen und Information?

Informationelle Autonomie ist eng mit dem Konzept informationeller Selbstbestimmung. Unter informationeller Selbstbestimmung wird hier zum einen das Recht eines jeden Menschen verstanden, seine privaten, professionellen und öffentlichen Geschäfte informationell abgesichert abwickeln und dafür auf Wissen und Information freizügig zugreifen zu können, und zum andern das Recht von Kreativen/Urhebern, über Öffentlichmachen und Nutzung der von ihnen produzierten Werke selbstbestimmt entscheiden zu können.

1. Speziell wird auf die Kontroverse eingegangen, inwieweit Wissen und Information primär Objekt von Entwicklung (im öffentlichen Interesse) oder primär Gegenstand kommerzieller Verwertung (im privaten Interesse) sein sollen. Dazu wird auf die grundlegende Frage "Wem gehört Wissen" eingegangen und diskutiert, ob die These der Tragedy of the commons auch auf Wissen und Information zutreffen kann. Analysiert wird die aktuelle Situation der Urheberrechtsanpassung in Deutschland (im Zweiten Korb), vor allem bezüglich der Folgen für Bildung und Wissenschaft, aber auch der Stellenwert von Wissen und Information in den weltweiten Arenen: WTO mit TRIPS im Rahmen von GATT und GATS; WIPO mit ihrer aktuellen Debatte um eine Development Agenda; WSIS mit neuen Strategien für die einen Digital Solidarity Fund und vor allem für Internet Governance; UNESCO mit ihren Plänen, eine Internationale Konvention zum Schutz und zur Förderung kultureller Vielfalt.

2. Als Alternative zu den kommerziellen Geschäfts- und Organisationsmodellen für Wissen und Information wird auf Tendenzen der Rückgewinnung informationeller Autonomie eingegangen: Creative Commons (selbstbestimmte Festlegung der Lizenzierungsrechte), Open Access am Beispiel von eSciDOC (Publikations- und Kommunikations-plattform der Max-Planck-Institute mit FIZ Karlsruhe), aber auch autorenbezogene, DRM-freie Publikations-plattformen wie Vitaminic oder DorfDisco/Potato.

Kontakt
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