Informatisches Kolloquium Wintersemester 2007/2008
Montag, 21. Januar 2009
Prof. Dr. Djamshid Tavangarian
Universität Rostock, Institut für Informatik
Lehrstuhl für Rechnerarchitektur
Lernen in einer pervasiven Umgebung
Die breite Verfügbarkeit drahtloser Netzwerke und mobiler Endgeräte eröffnete völlig neuartige Szenarien für das rechnergestützte Lehren und Lernen (E-Learning). Dank Allgegenwärtigkeit der Kommunikation wird das Lernen wann immer und wo immer nötig oder gewünscht möglich. Die streng unidirektionale Vermittlung von Expertenwissen in der Präsenzveranstaltung wird durch das mobile Lernen um virtuelle, dynamische oder kooperative Lehr- und Lernarrangements über die Grenzen von Stundenplan oder Hörsaal hinaus ergänzt.
Was macht das Lernen in dieser Weise möglich? Welche technischen Neuerungen und Architekturen werden künftig für ein allgegenwärtiges Lehren und Lernen abverlangt? Welche neuartigen Dienste für das E-Learning werden auf dieser Basis entstehen? Der Vortrag wird sich diesem und weiteren Aspekten in diesem Kontext widmen. Speziell werden drei miteinander eng verwobene aktuelle Trends in den Fokus der Betrachtungen gestellt:
- Der Paradigmenwechsel zur Service-Orientierten Architektur (SOA) bewirkt eine völlig neue Flexibilität und Durchgängigkeit im E-Learning. Dazu müssen zunächst vorhandene und benötigte Dienste identifiziert, ggf. vervollständigt und um eine SOA-Schnittstelle ergänzt werden. Durch ihre individuelle Komposition können dann erweiterte und neuartige Dienste dem Anwender bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden.
- In Weiterführung dieser Ansätze bringt das Pervasive Computing die Allgegenwart von Diensten, ihre vollständige Durchdringung in die alltägliche Umgebung, die nahtlose Integration der physischen und der virtuellen Welt. Dienste werden um eine proaktive Komponente ergänzt. Da die Technik in den Hintergrund zurücktritt, steigt die Nutzerfreundlichkeit.
- Auf dieser Basis wird die Selbstorganisation durch das automatische kooperative Zusammenwirken von neuartigen Architekturen mit ihren allgegenwärtigen Kommunikationseinrichtungen und Komponenten realisierbar. So können sich beispielsweise die Geräte, Netzwerke, Applikationen und Dienste im näheren Umfeld spontan zu Zellen, Ensembles und Communities formen, die aktuellen Aktivitäten des Nutzers ermitteln und sie gezielt unterstützen.
In ihrer Gesamtheit führen diese Ansätze zum Pervasive Environment, das eine maßgebliche Unterstützung der Lehr- und Lernprozesse ermöglicht. Dies erfordert Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung sowie begleitende Infrastrukturmaßnahmen. Der Vortrag gibt einen Einblick in die drei genannten Technologien, demonstriert ihr Zusammenwirken in einer Gesamtarchitektur, zeigt ihr Potenzial auf und stellt erste Ansätze für eine praktische Umsetzung vor.
Kontakt
Prof. Dr. Bernd Wolfinger
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