Informatik im Kontext
Kontextualisierung als Interessenswecker für informatische Bildung
Der Informatikunterricht in der Sek. I stellt für die meisten Schülerinnen und Schüler den ersten Kontakt zur informatischen Bildung her. Vielfach dominiert unter den Schülerinnen und Schülern nach wie vor ein einseitiges, einzig auf Programmieren und Computernutzung fokussiertes, Bild der Informatik. Daher ist es für den Anfangsunterricht besonders wichtig ein inhaltlich sowie methodisch breitgefächertes Bild der Informatik im Unterricht zu vermitteln und dabei insbesondere das Interesse der Schülerinnen und Schüler für informatische Bildung zu fördern. Eine zentrale Herausforderung ist es dabei nicht nur Informatik-affine Schülerinnen und Schüler anzusprechen, die später Informatik studieren oder in diesem Bereich eine Ausbildung machen werden, sondern insbesondere Schülergruppen, deren Kerninteressen in anderen Bereichen liegen und die sich nicht in besonderem Maße für die Programmierung interessieren. Auch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion um ein zukünftiges Pflichtfach Informatik ist der Fokus auf die gesamte Kohorte eines Jahrgangs relevant.
Nach wie vor schließt eine große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in Deutschland ihre Schulbindung ohne einen nennenswerten Kontakt zur informatischen Bildung ab. Durch die zunehmende Digitalisierung in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft entsteht ein zunehmend sichtbarer Bedarf an informatischer und digitaler Bildung, der durch die Schule vorher nicht abgedeckt wurde. Dies ist beispielsweise auch in Lehramtsstudiengängen der Fall, deren Fachwissenschaft im Zuge der Digitalisierung zunehmend von digitaler Technologie durchdrungen und geprägt wird – wie beispielsweise die Geographie. Durch neuere Entwicklungen wie der KMK-Strategie zum Lernen in der digitalen Welt wird eine informatische und digitale Grundausbildung nunmehr im Kontext einer anderen Disziplin benötigt. Im Hinblick auf mögliche Vermittlungsformate und Lehr-Lern-Szenarien stellen sich insbesondere Fragen, wie Informatik-nicht affine Lernergruppen für die geforderte informatische und digitale Bildung begeistert und motiviert werden können.
Darauf aufbauend beschäftigen wir uns mit dem didaktischen Ansatz der Kontextualisierung und wie dieser dazu beitragen kann, einerseits als Interessenswecker zu fungieren und andererseits informatische Kompetenzentwicklung zu ermöglichen. Fragestellungen, mit denen wir uns auseinander setzen und die im weiteren konkrete Forschungsprojekte und Kooperationen motivieren, lauten:
- Wie gut fördern kontextbasierte Ansätze, die insbesondere Fragestellungen und digitale Artefakte aus anderen Fachdisziplinen aufgreifen, Motivation und Interesse für informatische Bildung?
- Welche Lernenden (im Hinblick auf ihr Alter, Geschlecht sowie sonstige Interessen) profitieren von den Ansätzen jeweils besonders? Helfen z.B. an der Lebenswelt orientierte, naturwissenschaftliche Fragestellungen mehr Mädchen und Frauen für die Informatik zu interessieren als z.B. klassische coding/building-Ansätze?
- Eignet sich der Kontextualisierungsansatz, um Lehramtsstudierenden ohne Informatikbezug informatische Bildung im Kontext ihrer Fachdisziplin zu vermitteln?