Ehrendoktorwürde der Universität Paderborn
27. Oktober 2017

Foto: UHH
Für ihre besonderen Verdienste in der Informatik wird Christiane Floyd, Emerita unseres Fachbereichs Informatik, am 27. Oktober 2017 die Ehrendoktorwürde der Universität Paderborn verliehen.
Christiane Floyd war von 1991 bis 2008 Professorin für Softwaretechnik am Fachbereich Informatik der Universität Hamburg. Mit ihrem Ansatz STEPS für evolutionäre partizipative Systementwicklung steht sie für eine menschenzentrierte Informatik. Ihr Fokus liegt auf dem Design von Software Artefakten, die in menschliche Sinnzusammenhänge eingebettet sind. Die Herstellung und der Kontext der Entstehung sowie des Einsatzes dieser Artefakte gehören für sie zusammen. Hiermit begründete sie seit den 1970ern bereits das, was in agilen Methoden heute angestrebt wird. Gleichzeitig hat sie sich einer wissenschaftstheoretischen Fundierung dieser Verbindung von Technischem und Sozialem gewidmet. So setzte sich für eine Neuorientierung der Informatik aus Design-Sicht ein und thematisierte Informatik und Ethik. Dies ist ihr zusammen mit einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gelungen, das von den USA über Skandinavien bis nach Äthiopien reicht und das sie u.a. durch die Konferenz „Software Development und Reality Construction“ mit hervorgebracht hat.
Mit ihren Arbeiten hat sie maßgeblich zu unserem Leitbild des Fachbereichs, der Entwicklung menschenzentrierter komplexer Systeme, beigetragen. Ferner hat sie sich durch die Betreuung zahlreicher Promotionen, davon einem Drittel von Doktorandinnen, ausgezeichnet und internationale Doktorandenprogramme zu soziotechnischen Themenstellungen aufgebaut. Hierbei widmete sie sich ebenfalls besonders Frauen in der Informatik. So hat sie in Hamburg im Rahmen der Internationale Frauen-Universität 2000 den Projektbereich „Information“ aufgebaut und geleitet und als Gastprofessorin und wissenschaftliche Beraterin das WIT (Wissenschaftlerinnenkolleg Internettechnologien) der TU Wien mitgestaltet. Daneben war sie über viele Jahre Ansprechpartnerin für Ausländische Studierende an unserem Fachbereich und hat in dieser Zeit ein Doktorandenprogramm an der University Addis Ababa mitentwickelt und über viele Jahre, auch mit Kollegen, gefördert. Im Rahmen des FIfF (Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung) engagiert sie sich seit Jahrzehnten für eine menschengerechtere Gestaltung der Informationsgesellschaft.
Christiane Floyd hat an der Universität Wien Mathematik studiert und wurde 1961 zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete sie bei Siemens und Softlab in München und war in Stanford als Wissenschaftlerin tätig, bevor sie als erste Informatikprofessorin 1978 an die TU Berlin berufen wurde. Von 1991 bis 2008 leitete sie die Forschungsgruppe Softwaretechnik am Fachbereich Informatik der Universität Hamburg. Nach ihrer Emeritierung erhielt sie 2011 auf der ECSCW den „EUSSET-IISI Lifetime Achievement Award“ (The European Society for Socially Embedded Technologies) für herausragende Beiträge zur Neuorientierung der Informatik in Bezug auf die Gestaltung sozial eingebetteter Systeme. 2012 wurde sie Honorarprofessorin an der TU Wien. Gleichzeitig ist sie nach wie vor der Universität Addis Ababa University eng verbunden und arbeitet an einem internationalen Projekt zur Exploration neuer Informations- und Kommunikationstechnologien zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung, auch insbesondere von Frauen, in ländlichen Gebieten in Äthiopien.