Der Fachbereich Informatik trauert um sein vormaliges Mitglied Prof. Dr.-Ing. Eike Jessen
27. März 2015, von Reinhard Zierke

Foto:
Eike Jessen studierte Nachrichtentechnik an der TU Berlin und promovierte über ein Thema zur Nutzung assoziativer Speicher. Seine wissenschaftliche Qualifikation gründet auf seiner erfolgreichen Entwicklungsarbeit an Telefunken-Großrechnern in den Jahren 1964 bis 1972 (siehe Wikipedia: Eike Jessen). Die theoretische und praktische Erfahrung aus dieser Tätigkeit konnte er an der Universität Hamburg in Forschungsergebnisse zu Leistungsmessung und Kostenanalyse von Rechensystemen einbringen. In diesem Kontext hat er mehrere Doktorarbeiten angeregt und bis zu deren erfolgreichem Abschluss betreut (u.a. Jens Seehusen, Rainer Frölich und Winfried Materna).
Die Hörer seiner Vorlesungen haben besonders die Kombination von klar strukturierter, analytischer Darstellung und praxisbezogener Erfahrung geschätzt. In diesem Zusammenhang hatte er mir vorgeschlagen, die bis dahin getrennt dargestellten Gebiete der stochastischen Beschreibung und Analyse von Rechensystemen und Rechnernetzen einerseits und der Vermittlung grundlegender Probleme und Modelle von nebenläufigen Systemen andererseits zusammenzuführen. Gemeinsam haben wir dann die Grundvorlesung „Rechensysteme“ entwickelt und gehalten, die die vormaligen Veranstaltungen „Betriebssysteme“, „Rechnerorganisation“ und „ Verteilte Systeme“ ersetzt hat. Die Vorlesung wirkt über deren Nachfolger „Parallelität und Nebenläufigkeit (PNL)“ und FGI II (Modellierung und Analyse) bis heute fort. Das auf dieser Basis gegründete Buch „Rechensysteme - Grundlagen der Modellbildung“ erschien 1987. Noch im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam das Erscheinen einer Online-Version betreut.
1983 folgte Prof. Jessen einem Ruf an die TU München, wo er das Gebiet der Analyse und Modellierung von Rechensystemen fortführte. Noch in Hamburg hatte er ein vom BMBF finanziertes Projekt begonnen, das mit seiner Initiative zum Deutschen Forschungsnetz (DFN) führte. Die Arbeit daran hat stark seine spätere Arbeit in München geprägt (siehe Wikipedia: Eike Jessen).
Hamburg blieb Eike Jessen stets verbunden. Zuletzt hat er bei der Veranstaltung „50 Jahre IT an der Universität Hamburg“ im Jahr 2008 einen vielbeachteten Vortrag gehalten (nachzuhören als Lecture2Go)
Prof. Eike Jessen starb am am 18. März 2015 im Alter von 81 Jahren (siehe die Traueranzeigen). Sein wissenschaftliches Wirken und seine durch beständige Freundlichkeit geprägte Persönlichkeit ist im Fachbereich Informatik unvergessen.
Rüdiger Valk